Die Reise
Die Reise

Ein fröhliches Hallo an alle Freunde der leichten Reiseunterhaltung. Es ist wieder einmal soweit. Der knuffige Plüschfrosch startet in sein nächstes Abenteuer. Erstmalig wird es ihn über den europäischen Kontinent hinaus verschlagen. Chile heißt das Ziel seiner Begierde. Chile ist im Gegensatz zu den letzten Reisen vor allem eins nicht: kompakt. Um sich einen Eindruck über die zurückzulegenden Entfernungen zu machen, habe ich die Reise der nächsten 23 Tage grob skizziert. Die meisten der ca. 10.000 km werden wir natürlich im Flieger verbringen. Einige kleinere Strecken werden wir auch mit dem Bus oder im Nachtbus hinter uns bringen. Im hohen Norden müssen wir auf verschiedene Mietwagen zurückgreifen, um zum Beispiel in die 4500 m hohen Gebiete der Salzseen zu gelangen. Schon bei der Planung wurde uns bewusst, dass es diesmal besonders viel Abwechslung geben dürfte.

 

Da Chile kein Entwicklungsland ist, sind die meisten Unterkünfte mit Wlan ausgestattet. Somit sollte eine regelmäßige Berichterstattung möglich sein. Um die bildlichen Motive mache ich mir eigentlich keine Sorgen. Die ersten Eindrücke könnten am 2.11 oder 3.11. folgen. Da steht erst einmal Santiago de Chile auf dem Plan, bevor es weit in den Süden geht.

 

Diesmal gibt es eine Kommentarfunktion. Wer mag, darf gerne seinen Senf dazugeben. Grüße der Frosch!


Angekommen und gleich losgelegt. So lässt sich der erste Tag in Santiago de Chile beschreiben. Unsere Anreise bestehend aus Zugfahrt (3,5 Stunden), warten, Flug nach Madrid (2,5 Stunden), warten und Flug nach Santiago (13 Stunden) ging recht reibungslos von statten. Unsere Fluglinie war die spanische Iberia. Das Entertainment-Angebot war super. Die Sitzfreiheit für einen über 13-Stunden-Flug war doch eher mau. Irgendwie schafften wir es dennoch, im Flieger die Augen zu schonen und etwas zu schlafen. Das half uns immens beim Durchstarten in Santiago. Dass die Stadt uns auf Anhieb erobert hat, kann man nicht behaupten. Sie ist recht chaotisch und voller Menschen. Vielleicht muss man ihr unsere leichte Müdigkeit und die knallige Sonne zu Gute halten. Auch kulinarisch haben wir noch nicht zusammengefunden. Anderseits hat sie aber schon mächtig Pluspunkte gesammelt. Der Charme aus Alt und Neu ist nicht zu verleugnen. Auf den 2. Blick entdeckt man eine Menge Details und die Aussicht vom Santa Lucia Park über die Stadt war grandios. Morgen werden wir noch einmal einen Blick riskieren. Dann mit munteren Augen und einer größeren Ausdauer bei der Wahl der Restaurants.


Nach einem überaus gelungenen zweiten Tag in Santiago saßen wir beim Abendessen in einem kleinen Restaurant in einem Wohngebiet in der Nähe unserer Übernachtung und fragten uns, ob wir denn heute einmal an zu Hause gedacht hätten. Wir verneinten. Es ist schon erstaunlich, wie schnell man sich immer wieder auf komplett fremde Umgebungen einlässt und sich in ihnen zu recht findet. Sobald ich anfange, öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen, bin ich ein Teil dieser Stadt. In Santiago versuchten wir es mit der U-Bahn. Da es nicht so viele verschiedene davon gibt, kann man eigentlich nicht viel falsch machen. Die U-Bahnen fahren gefühlt aller 2 - 5 Minuten in die jeweilige Richtung. Da sie immer recht voll sind, kann man sich vorstellen, welche Menschenmassen damit bewegt werden. 

 

Auch kulinarisch fanden wir heute unseren Frieden. Es gab doch einige Restaurants, die vielversprechend aussahen. Vor allem zum Abendessen im oben erwähnten kleinen Restaurant kamen wir auf unsere Kosten. Man merkt recht schnell, ob immer mal wieder Touristen in die örtlichen Lokalitäten Einzug halten. Bekommt man keine englische Karte, kann man sich sicher sein, dass es keine Touristenfalle ist. Auch bei der Bestellung ist somit für ein wenig Spannung gesorgt.

 

Ein Trauma begleitet mich bei fast jedem Auslandsurlaub: Duschen mit Duschvorhang. Dieses widerliche Etwas versucht sich immer wieder an meinen Körper zu kleben und ihn nicht wieder loszulassen. Man traut sich kaum, sich zu bewegen. Man hat immer die Angst vorm Erstkontakt im Hinterkopf. Wer diese Dinger erfunden hat, gehört in einen alten, schleimigen und feuchtwarmen Duschvorhang eingewickelt. Heute kam ich zum Glück gut mit ihm aus. Dennoch reichte schon der Anblick, um ihn zu erwähnen.

 

Morgen geht es dann Richtung Süden. Noch einmal 3,5 Stunden in den Flieger gesetzt. Wie heute bei ca. 30 Grad schwitzen, ist dann erst einmal vorbei. Die Handschuhe sind schon einmal im Rucksack nach oben gewandert.


Bei uns in Deutschland verbindet man mit "in den Süden fahren" Wärme, Sonne, Strand und Meer. Strand und Meer haben wir in Punta Arenas auch. Glücklicherweise hatten wir auch Sonne. Mit der Wärme wird es wohl nix hier. Immerhin werden sich die Temperaturen so um die 10 Grad einpendeln. Damit lässt sich arbeiten. Ansonsten muss man sich hier auf schnelle Wetterwechsel einstellen. Hat ja alles seine Vor- und Nachteile. Wir lassen uns mal überraschen.

 

Über die Qualität des Fluges nach Punta Arenas sind Shirley und ich geteilter Meinung. Shirley fand ihn eher schlimm, ich bin bei der Wetter- und Windvorhersage von noch mehr Gewackel ausgegangen. Meist war der Flug ruhig, mit einzelnen Mundermachphasen. Dabei fiel mir auf, dass die Notwendigkeit der Crew, das Anschnallzeichen zu betätigen, von Airline zu Airline wohl sehr weit ausgelegt werden kann. Wo beim Flug von Madrid nach Santiago mit der Iberia schon ein leichtes Rütteln zu einer Anschnallpflicht führte, hätte einem bei der LAN wohl erst der Kaffee unvermittelt ins Gesicht fliegen müssen, bevor das Anschnallzeichen geleuchtet hätte. Wir waren ja fast ein wenig verwundert, dass es kurz vor der Landung doch noch leuchtete.

 

Was der nächste Tag bringt, wird auch ein wenig vom Wetter abhängen. Eigentlich standen die Pinguine auf der Liste. Ob wir aber bei windigstem Wetter 1,5 Stunden über raue See schippern wollen, wissen wir noch nicht. Da die Tour erst gegen 16.00 beginnen würde, haben wir ja noch ein wenig Bedenkzeit. Jetzt gilt es erst einmal den fehlenden Schlaf der vorhergehenden Nacht (aufgrund des frühen Fluges) wieder aufzuholen. Die Unterkunft bietet auf jeden Fall alle benötigten Voraussetzungen. Sie ist toll eingerichtet und in ruhiger Lage. Letzteres konnte man von der Unterkunft in Santiago nicht behaupten.

 

Für einen kleinen Überblick habe ich eine Karte mit Markierung hochgeladen. So kann sich jeder selbst ein Bild von der derzeitigen Örtlichkeit machen.


Also wenn man was vom Wetter im südlichen Chile behaupten kann, ist es, dass es vorhanden ist. Das Wetter zeigt seine sämtliche Bandbreite innerhalb weniger Minuten und innerhalb weniger Kilometer. Bisher konnten wir die weniger schönen Momente aus dem Trockenen heraus beobachten und zeigten uns erst wieder auf der Straße, wenn es wieder besser wurde.

 

Wir hatten uns aufgrund dieser Voraussetzungen gegen die Bootstour zu den Pinguinen entschieden. Alternativ wurde ein Auto gemietet. Dies zog sich aufgrund mangelnder Alternativen etwas hin. Irgendwie scheint es in Punta Arenas nicht üblich zu sein, ein Auto für einen Tag zu mieten. Wir hatten das Glück, dass bei einer der Vermietungsgesellschaften ein Auto am Flughafen vorhanden war. Die Überführungszeit verbrachten wir in der Touristeninformation. Dies war auch gut so, da uns das Gespräch davon abbrachte, zu einem leicht zugänglichen Pinguin-Gebiet zu fahren. Die Pinguine, die zu Zeiten unseres Reiseführers (2007) mit etwa 14.000 beziffert waren, gingen wohl nun in den einstelligen Bereich (also 1-9 und nein, nicht Tausend).

 

Schlussendlich hatte sich die Entscheidung, ein Auto zu mieten, gelohnt. Wir kamen aus Punta Arenas raus. Anfangs war es recht regnerisch und windig. Die Landschaft eher flach und karg. Das änderte sich ca. 50 km von der Stadt entfernt. Wir waren in einem kleinen privaten Park und mit dem Eingang, der von den Twin-Towers (siehe Bild) eröffnet wurde, änderte sich auch die Landschaft. Endlich bekamen wir Landschaft zu sehen, die ihren Namen auch verdiente. Allein ein schneebedeckter Berg am Horizont, erzeugte erste Glücksgefühle in uns. Das windig-feuchte Wetter folgte uns nicht, so dass wir meistens Sonne genießen konnten. Teilweise hatte man sogar das Gefühl von Windstille. Es handelte sich aber um ein sehr lokales Phänomen. Es dauert nicht allzu lang und wir wurden auf der Rückreise von dem gleichen Ekelwetter wieder eingeholt.

 

 


Heute gibt es erst einmal nur ein Bild vom Tag. Es entstand in Puerto Natales. Von hier werden wir den Sprung in den Torres del Paine wagen. Da wir einfach zu geschafft sind, kommt der Rest vom Tag morgen. Bestimmt!!! Vielleicht?? :-)

 

Wir sitzen gemütlich im Wintergarten des Singing Lamb und bereiten uns auf unsere fünftägige Wandertour durch den Torres del Paine vor. Zum Glück finde ich noch Zeit, den gestrigen Tag zu vervollständigen. Ich wollte mich zum Thema Kaffee auslassen. Leider hat das schwarze Getränk, was in Chile unter dem Namen Kaffee verkauft wird, nichts mit Kaffee zu tun. Man überlegt bei jedem Schluck, woran es einen erinnern könnte. Kaffee kommt einem dabei nicht in den Sinn. Wie es um die Kaffeekultur bestellt ist, haben wir im Restaurant gesehen. Hier bestellte ein Pärchen neben uns Kaffee. Sie bekamen einen Behälter mit schwarzem Pulver. Nach einiger Zeit kam der Kellner mit einer Kanne heißem Wasser. Damit ist alles gesagt.

 

Puerto Natales ist eine typisches Backpacker-Städtchen. Es gibt massig Hostels, Kneipen und Outdoor-Läden. Obwohl es typisch amerikanisch im Schachbrettmuster angelegt wurde, fällt es uns immer wieder schwer, die Orientierung zu behalten. Dies führte uns auch, beim eigentlichen Weg zum Wasser, an einem kleinen Stadion vorbei. Es war Spieltag. Auch auf Nachfrage bei uns an der Rezeption war für mich nicht herauszufinden, welche Liga da gespielt hat. Irgendwie hatte es Volksfestcharakter. Die Leute gingen gut mit und an der Beleibtheit diverser Spieler konnte man davon ausgehen, dass es hier nicht um die chilenische Meisterschaft ging. Wir kamen jdf. auf unser Kosten (ca. 1,30 Euro pro Person). 


Heute haben wir uns mal wieder ein Auto genommen, um die Umgebung zu befahren. Diesmal ging das ohne Probleme und ohne größeren Zeitverlust. Wir waren uns erst nicht so sicher, ob wir nicht lieber den Tag in Ruhe und mit Organisation verbringen sollten, aber wer uns kennt, weiß, dass das nix für uns ist. 

 

Wir hatten keinen so richtigen Plan, wo es hingehen sollte und suchten uns ein paar kleinere Eckpunkte, die wir abfahren wollten. Dabei mussten wir mal wieder feststellen, dass das Wetter für uns doch recht erträglich ist. Wir haben viel Sonne. Das einzige, was einen wirklich fertig macht, ist der kalte Wind. Dieser führt aber natürlich auch dazu, dass sich das schlechte Wetter nicht lange hält. Die Wolkenformationen sind immer wieder beeindruckend. Dies gepaart mit der Landschaft, führt zu tollen Aussichten.

 

Die Chilenen scheinen sich sehr um ihre Leibesfülle zu kümmern. Jedenfalls ist die Anzahl junger Leute mit Hang zum Übergewicht, oder auch darüber hinaus, erstaunlich hoch. Scheinbar wird hier für schlechte Zeiten vorgesorgt. Dabei sieht man auch, dass Leggins doch Hosen sind. Es wird auf jeden Fall alles unterhalb der Brust darin verpackt, was verpackt werden kann. So kann man auch die tollsten Farben, Formen und Muster begutachten. Meine Hochachtung.

 

Jetzt wird es bis mindestens zum 12.11. Sendepause geben. Es steht das eigentliche Highlight des Urlaubes an. Torres del Paine. Einer der beliebtesten Wanderparks der Welt. Wir sind gespannt und hoffen, auf gnädiges Wetter.


Geschafft!!! 5 Tage mit ca. 75 km und endlosen Höhenmetern liegen hinter uns. Jeder Tag war anders. Wir hatten alles an Wetter, was man sich vorstellen kann (außer Gewitter). Manchmal auch alles innerhalb weniger Stunden. Die Komponente, die uns am meisten Respekt abverlangte, war der Wind. Es war fast immer windig, oft auch stürmig. Wenn aus Windstille Windgeschwindigkeiten von bis zu 100 km/h wurden, hatten wir schon zu kämpfen, das Gleichgewicht zu halten.

 

Man trifft viele Leute, die den gleichen Weg gehen. Mit einigen verbringt man fast jeden Tag auf der Hütte. Das Publikum war breit gefächert. Wir war nicht die Ältesten, aber mit Abstand nicht die Jüngsten. Aber irgendwie war das auch egal. Alleine war man aber recht selten. Es gab Hotspots, wo ordentlich was los war. Ab und an lief man auch mal nur zu zweit. Die Hauptsaison soll wohl auch hier übel sein.

 

Die Landschaft hatte von trist bis atemberaubend alles zu bieten. Leider führten 2 Waldbrände in der jüngsten Vergangenheit zu viel verbranntem Holz. Einige Teile des Parkes haben sich davon noch nicht erholt. Beide Brände waren natürlich auf menschliche Dummheit zurückzuführen. Das es mit der Intelligenz einiger Mitreisender nicht weit bestellt ist, wurde sichtbar, als ein Puma in der Nähe einer größeren Unterkunft zu sehen war. Alle, auch die Belegschaft, war in heller Aufregung. Einige ganz Unterblichtete waren der Meinung, sie müssten dem Puma folgen. Meine Fresse!!!

 

Wir waren froh, alles wie geplant geschafft zu haben. Ohne Gepäck wären die meisten Wanderungen leicht bis maximal mittel gewesen. Mit ca. 15 kg Gepäck auf dem Rücken, sieht vieles schon anders aus. Meine Schulter hat sich jedenfalls herzlich bedankt. Man war mit dem Gepäck natürlich auch eine hervorragende Angriffsfläche für den Wind.

 

Am letzten Tag wollten wir zum Ende der Wanderung zum Aussichtspunkt auf die Torres (Türme). Wir sollten 4.00 Uhr aufstehen, um die aufgehende Sonne über den Türmen zu bewundern. Es regnete und windete aber so außerordentlich, dass ich die ganze Nacht nicht schlafen konnte und wir die Wanderung zu dieser Uhrzeit für sinnfrei erachteten. Von unserer Unterkunft wären es ca. 2 Stunden Fußmarsch mit ordentlicher Steigung auf die letzten 3 km gewesen. Wir verlagerten das Vorhaben auf 10.00 Uhr. Das Wetter hatte sich gebessert. Zum Ende haben wir sie dann fast wolkenfrei gesehen und waren froh, doch losgegangen zu sein.

 

Jetzt sind wir schon in Santiago und fliegen morgen nach Calama in die Atacama-Wüste. Das wird ein ordentliches Kontrastprogramm. Wir sind gespannt.


Santiago ist erst einmal wieder Geschichte. Wir werden aber noch zweimal in Santiago aufschlagen. Die Aussicht aus dem Hotel in der Nähe des Flughafens war grandios. Sonnenauf- und untergang konnten genossen werden. Damit man aber überhaupt ein Foto machen konnte, musste man sich irgendwie zu dem kleinen Spalt hochquälen, der überhaupt zu öffnen ging und dann die Kamera soweit wie möglich heraushalten. Mit etwas Schweiß und Schmerz ging es dann aber.

 

Das Hotel, welches ganz in Ordnung war, ließ beim Essen aber stark zu wünschen übrig. Dem ersten Anschein nach, hätte man viel erwarten können. Leider war dann das gebotene Essen eher unterirdisch. Ich glaube, dass war der trockenste Burger, den ich je gegessen habe. Der bröckelte ja schon beim Schneiden auseinander. Entweder war das Gehackte so alt, dass sie auf Nummer sicher gehen wollten oder sie hatten einfach keine Ahnung. Für letzteres sprach, dass auch Shirleys Fleisch die letzte Saftigkeit durch überlanges Braten entzogen wurde. Schade eigentlich.

 

Jetzt sind wir in der Atacama-Wüste. Ein absolut krasser Gegensatz. Man sieht schon auf den Bildern eine komplett andere Farbgebung. Hier ist Sand über Sand. Dennoch sieht die Wüste in gewissen Abschnitten immer wieder anders aus. Zum Abschluss begaben wir uns heute zu einer der vielen Salzlagunen und beobachteten die Flamingos beim Untergehen der Sonne. Breathtaking würde der geübte "native speaker" sagen.


Die Atacama-Wüste ist schon recht vielfältig. Unter Wüste stellt man sich doch meistens nur Sand und Staub vor. Davon gibt es hier auch genug, aber die Beschaffenheit der Wüste ändert sich doch recht häufig. Heute waren wir bei 2 Lagunen, die auf über 4000 Metern angesiedelt waren. Über 4000 Meter war ich bisher noch nicht. Die anfänglichen leichten Kopfschmerzen verschwanden zum Glück recht schnell. So konnten wir die tollen Farbkombination aus Lagune, Bergen und gelben Steppenbüscheln ohne Einschränkungen bewundern. 

 

Was wir aber unterschätzt hatten, waren die Temperaturen. Die Übernachtung lag auf ca. 2500 Meter Höhe. Im Schatten war es sehr angenehm bei 23 Grad. In der Sonne und ohne Wind hat man dann doch sehr schnell einen zuviel bekommen. Auf 4000 Meter Höhe und Wind wurde es doch ordentlich kalt. Sobald die Sonne verschwindet, ist die Zeit der kurzen Hosen vorbei. Leider fällt mir das immer erst auf, wenn ich frierend draußen am Restaurant sitze. 

 

Man kann sich kaum vorstellen, jeden Tag in dieser unendlichen Sandwüste zu leben. Ständig dieser Staub um einen herum. Umso erstaunlicher ist es, wenn aus dem Nichts kleine grüne Oasen entstanden sind. Oftmals reicht ein kleiner Bach, um Leben in die Trockenheit zu zaubern.

 

Auch die Situation der Tankstellen lässt einen ab und an Schweißperlen auf die Stirn treten. Im Umkreis von ca. 100 km gibt es eine einzige in Pedro de Atacama. Diese ist dann auch noch so gut versteckt, dass man sie kaum findet. Kurz vorm Nervenzusammenbruch haben wir sie dann doch gefunden und den notwendigen Diesel für ca. 60 Cent den Liter ins Auto füllen lassen.

 

Jetzt bricht der letzte Teil der Reise an. Im ganz hohen Norden (Putre - Lauca Nationalpark) wird es wohl kein WLAN geben, so dass die nächsten Einträge bestimmt erst zum Ende der Reise hin kommen (oder dann zu Hause...).


Auch wenn die Luft auf über 3500 Meter langsam dünner wird, gibt es Internet. Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet. Das führt natürlich gleich dazu, dass ich die letzten beiden Tage zusammengefasst im Blog unterbringe.

 

Gestern sind wir das erste Mal im Nachtbus von Calama nach Arica gefahren. Die Fahrt dauerte 8,5 Stunden und man war danach doch relativ ausgeschlafen. Es war jetzt nicht so bequem wir im eigenen Bett, aber es war immer noch tausend Mal besser, als in einem zu engen Flugzeug. Die Preise für die öffentlichen Verkehrsmittel sind in Chile sehr überschaubar.

 

Am gestrigen Tag fuhren wir auf das höchste Geysirfeld der Welt. Auf über 4000 Meter waren einige unterschiedlich große Geysire, diverse Pools und anderes Geblubber zu entdecken. Wir schwammen mal wieder gegen den Strom und entschlossen uns, nicht zum Sonnenaufgang die Fahrt zum Geysirfeld auf uns zu nehmen. Die frühen Stunden haben den Vorteil, dass der Dampf aufgrund fehlenden Windes höher in den Himmel steigt. Vielleicht ist auch die Lichtstimmung noch etwas anders. Die eigentliche Höhe der Geysire wird dadurch jdf. nicht beeinflusst. Diese Kleinigkeiten nahmen wir dankend in Kauf. Denn zur Fahrt nach oben kamen uns unzählige Busse entgegen. Wir waren auf dem ganzen Feld fast alleine. Die Geysire in Verbindung mit den bunten Bergen, die uns stark an Island erinnert haben, waren perfekt. Es zeigten sich Farben über Farben.

 

Jetzt sind wir in Putre gelandet. Hier zeigt sich die Wüste wieder ganz anders. Auch ist die Tankstellensituation noch angespannter als in der Atacama-Wüste. Hier bekommt man den Diesel nur unter der Hand im Hotel für den doppelten Marktwert. Wir sind dennoch froh, überhaupt welchen zu bekommen. Ansonsten könnten wir die geplanten Touren im Lauca-Nationalpark nicht wie erhofft durchführen. 

 

Bisher muss man feststellen, dass die Chilenen im öffentlichen Leben recht gut organisiert sind. Die Busfahrten, die wir bisher durchgeführt hatten, waren alle pünktlich. Auch sind die meisten Chilenen freundlich und hilfsbereit. Heute zum Beispiel hat ein Mann alle Register gezogen, um mir einen kleinen Kanister für etwas Reserve-Diesel zu besorgen. Bei uns hätte es halt einfach keinen Kanister gegeben und damit fertig. Hier tickt die Zeit doch noch etwas anders.


In heißen Quellen im Salzsee auf über 4000 Meter baden zu gehen, hat schon was. Das Wasser war um die 50 Grad heiß. Somit konnte man sich nur an Stellen hineinbegeben, die nicht ganz so tief waren und wo der Wind das Wasser schon etwas abgekühlt hatte. Für unsere müden Knochen war es jedenfalls hervorragend.

 

Mit gemieteten Autos durch die Wüste zu fahren, ist auch ein spezielles Erlebnis. Besonders dann, wenn plötzlich Sachen leuchten, die besser nicht leuchten sollten. Man stellt sich dann schon bildlich vor, wie man ohne jegliche Hilfe komplett entkräftet von den menschenfressenden Lamas verspeist wird. Beim Auto in der Atacama-Wüste leuchtete die ganze Zeit ein Zeichen orange, was wie das Getriebe aussah. Das Auto bestätigte auch jede Beschleunigung mit einem lauten Quietschen. Beim jetzigen Auto leuchtete ein anderes Symbol. Es scheint sich um einen Filter zu handeln, der mit der Zeit verschmutzt und nur durch hohe Drehzahlen wieder gesäubert wird. Hoffe ich jedenfalls. Nach längere Fahrt mit heulendem Motor war es wieder erloschen.

 

 

So schön es hier auch ist, an den täglichen Staub kann ich mich einfach nicht gewöhnen. Freue mich schon, wieder in saubere Sachen zu schlüpfen. 


Die kleinen Dörfer, die uns auf unserer Reise begegneten, waren oft verlassen oder machten wenigsten den Eindruck. Der Aufbau war eigentlich überall identisch. Es gab einen kleinen Platz, an dem sich die Kirche mit freistehendem Kirchenturm anschloss. Die Kirchen waren meist das Highlight. Auch gab es fast überall Sportplätze, in eher schlechtem Zustand und kleine Volksbetüchtigungsanlagen. Da konnte man was für seine Muckis tun. Heute haben wir auch einmal Leute gesehen, die dies nutzten. Scheinbar taten sie das nicht so oft, da sie doch sehr belustigt bei der Ausführung waren.

 

Die Massen an Lastkraftwagen, die sich täglich durch den Lauca Nationalpark quälen, sind schon enorm. Da sich Chile irgendwann einmal den Ort Arica geschnappt hatte und dort der einzige Hafen verfügbar war, wurden mit Bolivien und Peru Verträge geschlossen, dass diese beiden Länder den Hafen nutzen durften und noch bis heute dürfen. Der Lauca Nationalpark wird in erster Linie von bolivianischen Kraftfahrern heimgesucht. Die Mischung aus Serpentinen, Steigungen, Abfahrten und sandigen Straßen führt zu waren Staubexzessen. Wenn man da im falschen Moment vorm Auto in Windrichtung steht oder sein Fenster nicht schnell genug hochbekommen hat, hat man viel Spaß.

 

Morgen beginnt Mission Heimreise. Wir fahren nach Arica zurück und fliegen 0:05 Ortszeit nach Santiago. Dort schnappen wir uns dann gegen 3:30 Uhr ein Auto und düsen nach Valparaiso. Da verbringen wir dann auch unsere letzte Nacht. Wenn alles klappt, gibt es vorm Abflug noch ein Update. 


Die letzten beiden Tage waren geprägt von Städten und persönlichen Überraschungen. Die Städte waren Arica im Norden und Valparaiso in der Nähe von Santiago. Die Überraschungen bestanden darin, dass wir uns in beiden Städten sehr wohl gefühlt haben. Arica ist eine typische maritime Stadt mit kilometerlangen Stränden und tausenden von Vögeln, die alle auf den schnellen Fang durch die tosenden Wellen am Strand aus waren. Wir genossen 2 Stunden am Strand und beobachteten die unterschiedlichsten Menschen und Tiere bis zum Sonnenuntergang. Dann ging es zum Flughafen und die Reise setzte sich erst nach Santiago und dann gegen 3.00 Uhr morgens nach Valparaiso fort.

 

In Valparaiso kamen wir 5.00 Uhr an und legten uns vor unserer Unterkunft erst einmal 2 Stunden ins Auto schlafen. Soweit man dabei von Schlafen reden konnte. Gegen 7.30 Uhr nahm ich mein Herz in beide Hände und klingelte bei unserer Unterkunft. Das war auch gut so. Wir konnten schon einmal unsere Sachen verstauen und bekamen ein hervorragendes Frühstück. Gepaart war das Ganze mit einem fantastischen Blick über die Stadt.

 

Valparaiso ist eine sehr spezielle Stadt. Im Gegensatz zum Schachbrettmuster vieler anderer Städte in Chile, ist hier definitiv mehr Straßenchaos angesagt. Aufgrund der landschaftlichen Begebenheiten (die Stadt zieht sich am Berg hoch) konnte man hier gar nicht anders. Die Stadt selber hat gerade in ihrer Altstadt (Unesco Welterbe) einen fantastischen Charme. Hier wurde alles bemalt, was bemalt werden konnte. Die Stadt ist so dermaßen bunt, dass man das gar nicht in Worte fassen kann.

 

Zum krönenden Abschluss liegt unser Zimmer noch über der Stadt mit Panoramanblick. Ein absolut perfekter Abschluss, zu dem auch der chilenische Rotwein seine Beitrag geleistet hat. Morgen geht dann die ewige Reiserei wieder los. Wir sind tapfer und versuchen, uns das grandiose Gefühl zu bewahren.

 

Fazit folgt @Home...

Und wieder ist es Zeit für ein Fazit. Das Fazitbild soll schon einmal dem Vorurteil vorbeugen, wir hätten Eddi vielleicht zu Hause gelassen. Hier begleitete er uns bei der Flamingobeobachtung in der Atacamawüste. Wären Störche vor Ort gewesen, hätte er sich wahrscheinlich nicht gezeigt.

 

Gegen jede Konvention fange ich mit den Sachen an, die uns nicht so gefallen haben, weil sie absolut in der Unterzahl waren. Aufgrund des Essens und des Kaffees muss man nicht nach Chile fahren. In Zeiten der Globalisierung und des einfachen Reisens muss auch Chile, wie viele andere landschaftlich herausragende Orte, seinen eigenen Weg finden. Der Torres del Paine ist ein Beispiel dafür, wie ungebremster Tourismus und die eindimensionale Sicht auf die Sehenswürdigkeiten schnell zum Nachteil werden können. Hier müssen Alternativen angeboten werden und die große Anzahl an Besucher besser gelenkt und verteilt werden.

 

Nun aber genug mit dem Gejammer. Chile hat uns ausgesprochen gut gefallen. Wir haben viel erwartet und haben viel bekommen. Der Kontrast zwischen Süden und Norden ist so unglaublich groß, dass man eigentlich von komplett verschiedenen Urlauben sprechen kann. Beide Landschaften sind außerordentlich reizvoll. Sie haben ihre Vor- und Nachteile. Wo der Süden mit seinen schneebedeckten Berge, grünen Wiesen und spektakulären Wolkenformationen punkten kann, sind es im Norden die Beständigkeit des Wetters, die abwechslungsreiche Wüstenlandschaft, die Salzseen und die Geysire. 

 

Wir waren überrascht, dass viele Chilenen Englisch gar nicht oder nur schlecht beherrschten. Dabei war es auch fast egal, ob sie in touristisch besiedelten Gegenden oder in der Mitte von gar nix beheimatet waren. Umso erfreulicher war aber ihre Bereitschaft, einem bei Fragen weiterzuhelfen oder einfach auf einen zuzugehen und zu fragen, ob man Hilfe braucht. 

 

Wir haben in 3 Wochen dieses riesige Land zwar etwas kennengelernt, es besteht aber noch viel Raum für eine Wiederkehr. Adios Chile!

 


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Kommentare: 7
  • #1

    Petra (Sonntag, 30 Oktober 2016 18:02)

    Schon mal Gratulation an den Chefplaner.

  • #2

    Susann (Samstag, 05 November 2016 15:12)

    Schön, dass Du nochmal darauf hinweist, dass Ihr nur wegen dem frühen Flug so wenig Schlaf hattet. Ich hatte schon geglaubt, dass Du ein Feierbiest wirst

  • #3

    Carmen (Sonntag, 06 November 2016 10:21)

    Das Trauma mit dem Duschvorhang kann ich sehr gut nachvollziehen

  • #4

    Henry und Gabi (Montag, 21 November 2016 11:02)

    Wir sind nicht faul und haben alles schön gelesen und uns gefällt es.

  • #5

    Birgit (Dienstag, 22 November 2016 20:43)

    Wieder mal ein sehr schön geschriebener Reisebericht! Kommt gesund wieder heim. Liebe Grüße

  • #6

    Petra (Mittwoch, 23 November 2016 22:19)

    Danke, dass Ihr uns wieder die Möglichkeit gegeben habt, Eure Eindrücke zu teilen. Gute Heimreise und bis bald!

  • #7

    Carsten (Montag, 28 November 2016 16:15)

    Hab Dir doch gesagt, dass Valparaiso ein absolutes Muss ist. Schön das es Euch (auch da) gefallen hat.

    PS. Wenn Du jeden Tag 2 Completos und Empanadas essen würdest könntest Du rein Äußerlich recht schnell zu den Chilenen aufschließen.

    ;-)

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